Rapide Abkühlung des Nordatlantiks
Der Nordatlantik, eine der wichtigsten Regionen für das europäische Wetter, kühlt rapide ab! Dies belegen die aktuellen Messungen der Argo-Tauchbojen. So zeigen die Temperaturen im Nordatlantik (59 N, 30-0W, 0-800m Tiefe) eine starke Abkühlung von durchschnittlich 8,8 Grad im Jahr 2006 auf nur noch 7,7 Grad im Sommer 2016 (kurzzeitige Schwankungen sind jahreszeitlich bedingt):
Die Daten aus dem zentralen Nordatlantikstrom (Fortsetzung des Golfstromes) zeigen somit eine Abkühlung um 1,1 Grad in den letzten 10 Jahren (Dekade), wobei die stärkste Abkühlung auf die letzten beiden Jahre fällt. Auch die nächste Grafik veranschaulicht die rapide Abkühlung des Nordatlantiks in allen Tiefenschichten bis zur Meeresoberfläche: Im Frühjahr 2016 (März) wurden dort erstmals nur 8 Grad gemessen! Schon im Frühjar 2015 reichte die Zone mit nur 8 Grad kalten Wassermassen erstaunlich weit nach oben, erreichte aber noch nicht die Meeresoberfläche. Ebenso zeigt sich für den Sommer 2015 die geringste (Tiefen)-Ausdehnung der 9-Grad-Isotherme mit nicht mal mehr 200 Meter Tiefe. Die sommerliche Wärme dringt also nur noch halb so tief durch wie noch vor wenigen Jahren:
Vor dem Hintergrund, dass die Wassertemperatur des Nordatlantiks ein Haupttreiber des europäischen Klimas ist, stellt sich unweigerlich die Frage: Wie kalt wird es noch in den nächsten Jahren?
Da die AMO von einer natürlichen Warmphase in eine Kaltphase kippt…
… dürfte der Abkühlungstrend des Nordatlantiks noch einige Jahre andauern und einen Tiefpunkt um das Jahr 2050 erreichen – mit entsprechenden kühlen Auswirkungen auf das europäische Klima. Kaltes Oberflächenwasser hemmt die Bildung von Tiefdruckgebieten und fördert die Bildung von Blocking-Hochs auf dem Atlantik. Nass-kühle Winde aus Nordwest bis Nord sind wahrscheinlich mit entsprechenden starken Schneefällen in den höheren Lagen. Dies fördert die Gletscherbildung in den Alpen und hat ferner Auswirkungen auf das Meereis der Arktis.
Auch wetteronline schreibt über die Auswirkungen eines kalten AMO-Regimes:
Dagegen könnte der kalte Nordatlantik womöglich Einfluss auf die herbstliche Tiefdruck-Aktivität nehmen und so auch die Witterungsentwicklung (…) beeinflussen. Atlantische Tiefs beziehen ihre Energie aus den Temperaturunterschieden zwischen den Tropen und den polaren Breiten. Dieser Unterschied besteht zwar auch weiterhin, doch ist völlig offen, ob der ausgeprägte Kaltwassergürtel dazwischen womöglich wie ein atmosphärischer Riegel wirkt, der die Bildung starker Tiefdruckgebiete hemmt. Zumindest dürfte das kalte Meerwasser die Zugbahn der Tiefs beeinflussen. (Quelle)